Im Herbst 2011 lernten wir kurz vor unserer Heimreise in die Schweiz Marry und Petros kennen. Sie leben im Township Pienaar und kümmern sich unter schwersten Umständen um mehrere Waisenkinder. Einige von ihnen sind schon seit dem Babyalter bei Marry und werden bei ihr bleiben. Andere sind nur vorübergehend bei ihr und werden später bei Verwandten untergebracht. Sofort haben wir Marry, Petros und die Kinder ins Herz geschlossen.
Leider ist es uns im 2020 nicht möglich nach Südafrika zu reisen.
Netto hat aber neue Möbel gekauft und Edward hat das Dach neu gemacht.
An Weihnachten 2018 ist Marry wieder zurück ins Waisenhaus gekehrt. Mit viel Hilfe, schmeisst sie den Laden wieder, als wir sie im Herbst 2019 besuchen. Nicht mehr wie früher, aber vom Stuhl aus dirigiert sie ihre Helferinnen. Sie kann wieder besser sprechen, aber nicht richtig gut. Wenigsten so, dass die Frauen und die Kinder sie verstehen können.
Für uns ist es ein merkwürdiges Zurückkommen. Kein tanzender Petros und fröhlich jauchzende Marry, die uns entgegenkommen. Aber wir sind sehr dankbar, dass Marry wieder bei ihren Kindern sein kann.
Das Gebäude und die Möbel haben in den letzten Jahren ziemlich gelitten. Es regnet hinein und wir entscheiden das Dach neu zu machen. Ebenso beauftragen wir Netto neue Möbel anzuschaffen.
2018 wird ein trauriges Jahr für das Angels Hope. Marry hat einen Schlaganfall und wird leider erst spät ins Krankenhaus gebracht. Ihre linke Körperhälfte wird lahm und sie kann nicht mehr sprechen. Dank grosszügigen Spenden ist es uns möglich Marry in eine Privatklinik zu bringen in welcher sie gut umsorgt wird und die nötigen Therapien bekommt. Petros wird zu Verwandten gebracht, da er Pflege braucht. Leider wissen diese nicht, wie sie ihn richtig versorgen müssen und als wir darauf aufmerksam werden, hat sich Petros schon stark wundgelegen. Netto bringt ihn sofort ins Krankenhaus, wo wir auch ihn, dank Spenden, behandeln lassen können, auch wenn uns die Ärzte nicht zu viel Hoffnung machen, da die Wunde wirklich gross und tief ist. Anfänglich macht Petros gute Fortschritte und die Wunde schliesst sich allmählich. Leider infiziert sich die Wunde und Petros stirbt im September 2018.
Bei unserem Besuch im Oktober 2018 finden wir die Kinder ohne Marry & Petros im Angels Hope. Marrys Helferinnen passen auf die Kinder auf und die Grossen Kinder packen mit an. Marry lebt im Moment bei ihrer Schwester. Sie ist sehr traurig und weint viel. Wir können uns nur schwer mit ihr unterhalten. Es ist sehr berührend und wir hoffen sehr, dass sie sich von diesem schrecklich Jahr erholen wird. Sie so zurückzulassen ist unglaublich hart.
Im Angels Hope nimmt alles seinen gewohnten Gang. Die Kinder besuchen die Schule und kommen mehr oder weniger mit. Die Klassen sind sehr gross und leider können die Lehrer nicht auf die einzelnen Kinder eingehen. Petros ist gesundheitlich angeschlagen, aber Marry kümmert sich gut um ihn.
Im Moment sind einige Kleinkinder bei Marry untergebracht.
Der Besuch im Angels Hope ist jedes Jahr wieder etwas besonderes. Es ist schön die Kinder beim Aufwachsen zu begleiten. Marry ist immer fröhlich und umsorgt die Kinder liebevoll. Petros wird langsam alt, tanzt aber immer noch, wenn er uns sieht.
Im Juli 2015 kehrten wir für drei Wochen nach Südafrika zurück. Die Wiedersehensfreude war gross. Wir besuchten die Waisenfamilie mehrmals und hatten schöne Stunden zusammen. Mittlerweilen leben acht weitere Kinder bei Marry und Petros. Wir entschieden zu diesem Zeitpunkt, die Familie ab sofort mit einem Lebensmittelgutschein von R 1000.- monatlich zu unterstützen.
Von Juli 2013 bis Juli 2014 lebten wir in Südafrika und konnten Marry, Petros und die Waisenkinder regelmässig besuchen und unterstützen. Das war sehr schön und unsere Bindung zu dieser Familie wurde noch stärker. Wir richteten den Kindern noch ein Lernzimmer ein, damit sie einen Ort haben, an welchem sie in Ruhe Hausaufgaben machen können. Wir bemalten die Mauer, die das Waisenhaus umgibt, malten Engel neben den Eingang (Angels Hope), bauten für Marry eine Aussenküche und verbrachten einfach viel Zeit mit allen.
Das fertige Waisenhaus musste natürlich gebührend eingeweiht werden. Dazu wurde kein Aufwand und keine Mühe gescheut. Alle wichtigen Politiker der Gegend, alle neugierigen Nachbarn und selbst der Pfarrer wurden eingeladen. Es gab viele Reden, grossartige Tanzaufführungen und herrliches Essen. Wir erlebten einen wunderbaren Tag, der uns unsere nahe Abreise und den Abschied von liebgewonnenen Menschen für den Moment vergessen liess.
Das Angels Hope soll ja ein Zuhause für Waisenkinder sein. Da darf natürlich ein Spielplatz nicht fehlen. Ruben und die Kinder haben also am Tag vor der Einweihung noch schnell einen Spielplatz gebaut, während Joanna und ich am Möbelshoppen waren.
Wenn man ein Ziel vor Augen hat, lässt es sich viel besser arbeiten. Und wir hatten ein Ziel: heute ist Dienstag, zwei Wochen später am Dienstag soll alles fertig sein, am Mittwoch dann gehen wir Möbel einkaufen und am Donnerstag wird eine grosse openingparty gefeiert zu der Nitto schon an die hundert Leute eingeladen hat....
Nun aber zurück zum Anfang. Wir waren ein gutes Team, alle voller Tatendrang. Mary, Petros, die Waisenkinder, Hannah und Kaya (zwei wunderbare junge Frauen aus Deutschland, die einen Sozialaufenthalt in Kanyamazane machen), Edward, der Chefbauarbeiter, unsere Kinder und ich. Als erstes strichen wir die Fensterrahmen schwarz, da Nitto gebrauchte Rahmen eingesetzt hat. Ebenso mussten noch einige Scheiben eingesetzt werden.
Im inneren des Hauses war schon (fast) alles verputzt, so konnten wir auch dort mit malen beginnen. Mary wählte ein helles Gelb als Wandfarbe, die Decken strichen wir weiss. Die mussten jedoch erst noch raufgehängt werden und dahinter musste noch der Strom verlegt werden. Wir begannen also mit den Wänden. Die untere Hälfte der Wand war kein Problem, beim oberen Teil mussten wir erfinderisch sein. Zuerst bauten wir uns so eine Art Gerüst, was aber sehr mühsam zu bewegen war und ausserdem brauchten die Arbeiter draussen dasselbe Gerüst auch. Also suchten wir uns draussen lange Stecken und verlängerten so unsere Malerrollen, Not macht eben erfinderisch.
Nachdem dann auch die Decken montiert waren ( am Montag vor der Party), mussten wir nochmals richtig Gas geben beim Decken streichen. Eine schrecklich mühsame Arbeit.
Edward hatte auch alle Hände voll zu tun. Er musste eben den Strom machen und die Decken rauf hängen und noch das eine oder andere Loch zu mauern. Im Bad wurden von einem Einheimischen Fliessen verlegt. Wir dachten ja, dass er nochmals kommen würde und noch alle Fugen machen würde und so, was eben noch nicht gemacht war, aber er sagte er wäre fertig. Und obwohl so ziemlich jede Fliesse schief ist, ist das Bad Marys ganzer Stolz. Kaum jemand im Township hat ein Bad, schon gar nicht eines mit Fliessen.
Seit Januar 2012 wurde in unserer Abwesenheit am neuen Waisenhaus gearbeitet. Das Waisenhaus besteht aus dem Haupthaus, in dem sich die Küche, das Wohnzimmer, ein Esszimmer, ein Aufenthaltsraum, ein Bad, ein Eltern- Schlafzimmer und ein Krankenzimmer befinden und einem Schlaftrakt mit je zwei Mädchen- und Bubenzimmern und zwei Bädern.
Erstes Ziel war es, das Haupthaus zu beenden, damit Mary und Petros mit den Waisen dahin umziehen können. Dann sollte der Schlaftrakt gebaut werden und die Familie kann sich "ausbreiten". Wenn alles beendet ist, wird das Haus 24 Waisen ein Zuhause bieten.
Während unseres Aufenthaltes im Oktober 2012 konnten wir mit tatkräftiger Unterstützung der ganzen Waisenfamilie, Hannah und Kaya (zwei Studentinnen aus Deutschland) und der fleissigen einheimischen Arbeiter das Haupthaus beenden.
Uns war sofort klar, dass das Haus noch weit weg davon ist, einzuziehen, sogar, wenn wir mit südafrikanischen Augen geschaut haben;-)
So beschlossen wir, gleich am nächsten Tag loszulegen, damit wir unseren dreiwöchigen Aufenthalt optimal nutzen konnten. Nitto telefonierte herum und so standen am nächsten Tag genug Arbeiter bereit.
Wir beschlossen, uns aufzuteilen: Ruben kümmerte sich um den Aufbau des Schlaftraktes und ich werde schauen, dass das Haupthaus fertig wird, so dass die Familie am Ende unseres Aufenthaltes einziehen kann.
Im Oktober reisten wir zum zweiten Mal nach Südafrika. Dieses Mal ins Nachbartownship Kanyamazane. Unser Ziel war es, das Waisenhaus Angels Hope so weit fertig zu stellen, dass Mary und die Waisen einziehen können. Im Vorfeld teilte uns Nitto (siehe Team) mit, dass das Haupthaus so gut wie fertig sei. Es wurde seit Januar 2012 in unserer Abwesenheit gebaut. Fertig war es dann doch noch nicht so ganz......
Gleich an unserem ersten Tag fuhren wir nach Kanyamazane und besuchten Mary und die Waisen. Die Wiedersehensfreude war riesig. Seit Nitto der Familie mitgeteilt hatte, dass wir wieder kommen, haben sie ihn täglich gelöchert, wann denn endlich wir kommen würden. Es war, als wären wir nie weg gewesen. Nach der Begrüssung und ein paar Runden "Versteckis" spielen, wollten wir natürlich zum neuen Waisenhaus fahren und uns ein Bild davon machen, was im vergangenen Jahr alles so gelaufen ist. So wurden alle die mit wollten ins Auto gequetscht und alle die keinen Platz mehr fanden, machten sich zu Fuss auf den Weg. Wir fuhren hinter Nitto her, denn noch wären wir in dem uns unbekannten Township verloren gegangen.
Das alte Haus von Mary und Petros war sehr klein. Mehrere Kinder mussten im gleichen Bett schlafen. Ebenfalls wies das Haus viele bauliche Mängel, wie Löcher im Dach, auf.
Dank den Spendengeldern war es uns möglich vielen Waisenkindern einen Weihnachtswunsch zu erfüllen. Netto und Liz haben die Geschenke besorgt und übergeben. Wie es sich gehört im Weihnachtsmannkostüm (bei 40 Grad im Schatten). Bald darauf bekamen wir ein Bündel Briefe von den Waisenkindern in denen sie sich allerliebst für die Geschenke bedankten.
Wir brauchen die Spendengelder, um für Mary und ihre Grossfamilie von Zeit zu Zeit Grundnahrungsmittel wie Kartoffeln, Milch, Mehl oder Maismehl zu kaufen.
Ebenso brauchen die Kinder von Zeit zu Zeit Medikamente, die bezahlt werden müssen.
Mary arbeitete als eine Art Krankenschwester im Township Pienaar. Sie bringt die vom Staat gestellten Adismedikamente zu den Aidskranken nach Hause. So kam es, dass sie in den Strassen immer wieder auf Waisenkinder stiess, um die sich niemand kümmerte. Sie begann die Kinder bei sich aufzunehmen. Manche der Kinder wurden ihr auch von Sozialarbeitern in Obhut gebracht. In "Hochzeiten" sind Marry und ihr Mann Petros Pflegeeltern von bis zu zwölf Waisenkindern. Fünf davon leben dauerhaft bei ihnen, drei nur an den Wochenenden und in den Ferien. Manche sind nur vorübergehend bei ihnen. Mary und Petros haben für die Kinder nicht nur ihr Haus geöffnet, sondern auch ihr Herz. Mit grosser Achtung haben wir erlebt, wie diesen Kindern ein Heim geschenkt wurde, in dem sie in Liebe und Geborgenheit gross und selbständig werden können.
Da die Familie vom Staat nur sehr spärlich unterstützt wird, sind wir überzeugt, mit den Geldern aus unserem Projekt, eine wichtige Hilfe für eine gesunde Entwicklung der Waisen zu bieten.